Am 28. Mai findet der internationale Menstrual Hygiene Day (MHD) statt. Amnesty organisiert anlässlich dieses Tages den Aktionstag gegen Periodenarmut. Damit sollen die Probleme in den Mittelpunkt gerückt werden, mit denen viele Menstruierende weltweit konfrontiert sind, wie etwa die Tabuisierung und Stigmatisierung der Periode, unerschwinglich teure Periodenartikel oder der fehlende Zugang zu sanitären Einrichtungen. Die Amnesty-Gruppe “Menschenrechtsverletzungen an Frauen” bietet anlässlich des Aktionstages Informationen und Materialien an.
Menstruierende haben im Lauf ihres Lebens im Schnitt 500 Monatszyklen und geben in dieser Zeit rund 7.000 Euro für Bedarfsartikel rund um die Menstruation aus. Dazu gehören Tampons oder Binden sowie Schmerzmittel und Mittel für schmerzlindernde Maßnahmen.
Der Begriff “Periodenarmut” (period poverty) beschreibt das Problem, wenn Menstruierende sich diese Artikel nicht leisten können, Periodenartikel nicht verwenden oder aus finanziellen Gründen nicht so häufig wechseln wie notwendig. Sie riskieren dabei Erkrankungen wie etwa das toxische Schocksyndrom (TSS), auch bekannt als Tamponkrankheit, das im schlimmsten Fall zu Kreislauf- und Organversagen führen kann.
In einigen Kontexten kommt der unzureichende Zugang zu sanitären Einrichtungen (wie Waschbecken oder Mülleimer) hinzu, der das Wechseln und Entsorgen von Periodenartikeln erschwert. Während der Periode ist es manchen Menstruierenden auch gesellschaftlich versagt, am sozialen Leben Teil zu nehmen. Diese Stigmatisierung und Tabuisierung führt zu Ausgrenzung, Benachteiligung und sozialer Diskriminierung von Menstruierenden aller Länder.
Situation in Indien
Laut einer Studie der Organisation Plan International brechen 20 Prozent der Mädchen in Indien mit Einsetzen der ersten Periode die Schule ab. Gründe sind Scham, fehlender Zugang zu Periodenartikeln oder unzureichender Zugang zu sanitären Einrichtungen in Schulen, um Periodenartikel zu wechseln.
Periodenartikel wie Tampons oder Binden sind für die Mehrheit der Menstruierenden in Indien unerschwinglich. Als Ersatz werden unhygienische Alternativen wie Stofffetzen, Kuhdung, Bananenblätter und Schaumstoffreste verwendet, was zu verschiedenen Krankheiten und wiederum zu Fehltagen in der Schule führt.
Menstruierende in Indien dürfen keine Tempel besuchen, da sie als “unrein” gelten. Sie verbringen die Tage der Periode meist isoliert, und die Männer wissen häufig nichts über Menstruation, da das Thema tabuisiert ist.
Situation in Deutschland
Seit dem 1. Januar 2020 wird in Deutschland der reduzierte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent für Periodenartikel erhoben, zuvor war es der volle Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Die Änderung kam spät und wurde erst nach einer Petition mit 50.000 Unterschriften umgesetzt. Es ist ein erster Schritt, um die Periodenarmut zu mindern, da durch die Änderung Periodenartikel als lebensnotwendige Bedarfsartikel gewertet werden.
An vielen Universitäten werden auf Druck der Studierenden kostenlos Menstruationsartikel auf den Toiletten zur Verfügung gestellt. Schottland hat als erstes Land in Europa seit dem 1. Januar 2021 verfügt, dass in allen öffentlichen Gebäuden kostenlos Periodenartikel zur Verfügung gestellt werden müssen.
Mehr Informationen und Aktionsmaterialien zum Menstrual Hygiene Day und zum Thema Periodenarmut findest du auf www.amnesty-frauen.de